Alytenfluch – Was war denn das?

Als Zwischendurch-Snack gedacht und hat die Erwartungen nicht wirklich übertroffen.

Lyra Ahorn, 17 Jahre jung, introvertiert, scheinbar sehr depressiv und kommt nicht mit ihren Eltern klar, wird zu ihrer Großmutter (zu der sie keinen Kontakt mehr hatte seit sie klein war) nach Schottland geschickt. Dort wachsen ihr plötzlich Flügel, sie landet in Penumbra, einer geheimen Alyten-Schule.
(Was mit Großmutter und Eltern passiert, lasse ich hier mal außen vor). Alyten: Keiner weiß warum sie existieren, aber damit sie überleben können, müssen sie ihren Tamburin (soweit ich mit entsinne) in einer vorgeschriebenen Frist von ca. 2 Monaten verführen und töten. Lyra allerdings ist was ganz Besonderes, als Auserwählte des Alytenvolks soll sie deren “Befreiung von diesem Fluch” herbeiführen.

Dass ihr keiner sagt, wie die Prophezeiung überhaupt lautet, ihre Eltern sie vor der Irgendwie-Königin Marveille verstecken wollten und sie dann auch noch anfängt von der Liebe ihres Lebens (Jared) zu träumen … das alles sind Indizien dafür, dass es wirklich spannend werden könnte. Könnte.

Diese Geschichte umfasst (geschätzt von amazon.de) 510 Seiten und kostet 3,99 € (Kindle).

Am Anfang ist alles sehr vielversprechend, die Geschichte bahnt sich langsam an, man tastet sich an die junge Protagonistin ebenso heran, wie an die Rätsel, die sie zu umgeben scheinen. Sie ist introvertiert, kommt nicht wirklich mit Gesellschaft klar und bevorzugt lieber Bücher.
Natürlich kommen dann entsprechende Melt-Downs, wenn sie a) von der Alytenschule erfährt, b) Flügel bekommt, c)ihr gesagt wird, sie hat eine große Aufgabe, aber keiner will ihr sagen worin die besteht, d) sie von einem Hottie namens Jared träumt und e) ihre Eltern, inklusive Großeltern nie wieder sehen wird. Oh, natürlich muss sie auch irgendwen irgendwann mal töten.
Die Alyten als Idee finde ich unheimlich gelungen. Allerdings werden so viele Fragen nicht geklärt und ich finde, man hätte mehr Tiefe in die ganze Sache hineinbringen können. Viele Rezensenten schreiben, dass ihnen diese komplexe Welt sehr gefallen hat, aber die Welt war nicht wirklich komplex sondern mehr oder weniger unerklärt. An einem bestimmten Punkt gab man alle Fragen auf, die Lyra und den ganzen Brimborium nicht betrafen, weil man jetzt erstmal genug mit der Prophezeiung zu tun hatte.

Was mich am meisten enttäuscht hatte war das Ende. Ich finde es aufregend, wenn der Autor eine Lösung wählt, die nicht zu simpel ist oder sich aus mehreren Möglichkeiten zusammenfügt. Aber nein, hier ergibt sich ein einziges Chaos an Informationen und als Leser ist man nur noch genervt und will endlich wissen, wie der Konflikt gelöst wird.

Auch die Figur von Merveille, der Fast-Königin-aber-Schulleiterin-aber-sehr-böse-aber-keiner-weiß-warum … Sie war mir zu platt. Eindimensional, unerklärt und nur teilweise nachvollziehbar. Anders konzipiert hätte sie besser gewirkt, wie kann man machtbesessen wirken, wenn man seinem Volk den Untergang ersparen will?

Alles in allem kriegt dieses Buch das Label “Zwischendurchsnack” und weil ich es als solches angedacht hatte, kann mich nicht wirklich beklagen. Man hätte viel mehr aus der Geschichte machen können, aber so ist es auch noch akzeptabel.